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4.4.2023
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Schwuler geht's nicht!

Von der historischen Schieflage bis hin zu Vorurteilen innerhalb der eigenen Gemeinschaft: Die schwule Community ging und geht durch viele Ups und Downs. Seit Langem gibt es aber gerade in der westlichen Welt einen echten Aufschwung, der den Befreiungsschlag immer näher kommen lässt.

Unternehmen und globale Marken zeigen symbolisch Unterstützung für die LGBTQ+ Community durch das Schwenken der Regenbogenflagge, während auch immer mehr Institutionen des öffentlichen Lebens das Banner hissen. In der westlichen Welt wurde bereits ein großer Schritt in Richtung Anerkennung, Gleichberechtigung und Akzeptanz gegangen. Man sollte also meinen, dass man z. B. als homosexuelle Person weitestgehend ohne Vorurteile und Diskriminierung leben kann. Doch Klischees, die teilweise über mehrere Jahrzehnte verbreitet wurden, verschwinden nicht einfach aus der Gesellschaft, und lassen sich auch innerhalb der schwulen Community nicht leugnen.


Diskriminierung par excellence

Eines der am häufigsten anzutreffenden Vorurteile ist die Annahme, dass Homosexualität und andere nicht-heterosexuelle Orientierungen eine freiwillige Wahl seien. So wird es von Teilen der Bevölkerung als eine Art gewählter Lifestyle gesehen, um aus der Masse heraus zu stechen. Mittlerweile konnten diese Auffassungen durch wissenschaftliche Studien endgültig widerlegt werden. Diese zeigen, dass die sexuelle Orientierung durch biologische, genetische und hormonelle Faktoren und nicht durch individuelle Entscheidungen oder Erfahrungen beeinflusst wird.


Historisch schwierige Lage

Dies ist nur eine von vielen faktisch falschen Annahmen, die durch die jahrelange, entgegengebrachte Verurteilung erst verstärkt wurde. So wurde von der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft (APA) nach dem Zweiten Weltkrieg (1952) Homosexualität als psychische Störung eingestuft. Erst nach 20 Jahren gelang es der amerikanischen Lesben-und Schwulenbewegung durch Proteste dies rückgängig zu machen. Bis 1977 war Homosexualität Teil der „International Classification of Diseases“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die erst Anfang der 1990er-Jahre diesen Eintrag schlussendlich entfernte.


In Deutschland kriminalisierte der Paragraph 175 (StGB) homosexuelle Personen über mehrere Jahrzehnte und sorgte somit dafür, dass diese staatlich verfolgt werden durften. Seit dem 11. Juni 1994 ist die strafrechtliche Sondervorschrift zur Homosexualität nicht mehr rechtskräftig. Heute wird die LGBTQ+ Identität von allen wichtigen medizinischen Organisationen und -verbänden als normale und gesunde menschliche Variationen anerkannt. Der aktuellste Durchbruch: Homosexuelle Männer dürfen jetzt auch in Deutschland offiziell Blut spenden.


Probleme in der Berufswelt

Laut einer in 2021 veröffentlichten Studie der amerikanischen National LGBTQ Task Force sind knapp 29 % der LGBTQ+ Erwachsenen schon mal im Arbeitsumfeld aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität diskriminiert wurden. 75 % der Befragten gaben ebenso an, dass sie im Laufe ihres Lebens aufgrund ihrer sexuellen Orientierung benachteiligt wurden. Mittlerweile muss in Firmen und Unternehmen ab 100 Mitarbeiter:innen auch ein:e Gleichstellungsbeauftragte:r angestellt werden, um nicht nur für die Gleichstellung aller Geschlechtsidentitäten zu sorgen, sondern auch Diskriminierung auf Basis der sexuellen Orientierung zu verhindern.


Liebe? Auf keine Fall!

Oft wird Homosexuellen unterstellt, dass sie nur promiskuitiv seien und sich ausschließlich auf unverbindlichen Sex konzentrieren würden. Das hätte zur Folge, dass schwule Männer keine Freundschaften mit anderen Männern haben können, sondern nur romantische oder sexuelle Interessen verfolgen. Diese Annahme der unverbesserlichen Egomanen untergräbt dabei die positive und unterstützende Kultur, die viele schwule Männer in der Community erfahren. Es liegt nahe, dass dieses Vorurteil auf der heteronormativen Meinung basiert, dass Männer untereinander nicht befreundet sein können und stets gegeneinander konkurrieren.


Bitte keine „weiblichen“ Männer!
Aber auch innerhalb der Community kann Diskriminierung stattfinden. Nicht erst seit Instagram gibt es einen regelrechten Körperkult um das ideale Aussehen schwuler Männer. Entspricht man nicht diesem körperlichen Idealen oder zeichnet sich nur durch die angestrebte, bestimmte "Männlichkeit" aus, kann es zu Ausgrenzungen kommen. Besonders feminine Männer spüren an dieser Stelle einen besonderen Leistungsdruck und Zurückweisung. Bei all der Diskriminierung, die der schwulen Community historisch wie auch im aktuellen Kontext widerfahren ist, sollte die Unterstützung gerade innerhalb dieser Gemeinschaft höchste Priorität haben.

Kein Platz für Diskriminierung
Um Vorurteile zu überwinden, ist im ersten Schritt wichtig, sich bewusst zu machen, dass man Vorurteile hat. Man sollte sich regelmäßig fragen, ob eigene Reaktionen auf bestimmte Menschen oder Situationen von Klischees beeinflusst sind. Eine persönliche Beziehungen zu Menschen aufbauen, die anders sind als man selbst, kann ebenfalls helfen, Vorurteile erfolgreich abzubauen. Die Ergebnisse der in 2021 stattgefundenen LGBT+ Pride 2021 Global Survey zeigen, dass in Deutschland knapp 40 % der Befragten persönliche Kontakte zu queeren Menschen pflegen und zudem knapp 30 % schon mal LGBTQ+ feindlichen Vorurteilen widersprochen haben, um Freund:innen oder Familienangehörige zu schützen.




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Text von

Eric Figura

Bilder von

Joshua Stitt

Anastasiia Chepinska

Jesse Orrico

Redd F.

Anastase Maragos

Brian Kyed

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